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Warum brauchen wir einen Staat?
           Prof. Dr. Georg Milbradt, ehemaliger Ministerpräsident von Sachsen














           Nein, dieser Staat, habt ihr vielleicht  mal die wichtigsten Dinge zusam-
           auch  eure  Eltern  schon  einmal  kla-  mengefasst, die einen Staat ausma-
           gen hören, er kassiert so viele Steu-  chen. Schließlich stand er sechs Jahre
           ern, er mischt sich in alles ein, er wird  lang an der Spitze des Freistaates
           von Unfähigen regiert. Andererseits  Sachsen und kennt die unterschiedli-
           rufen die Leute wieder schnell nach  chen Erwartungen an den Staat ge-
           dem Staat, wenn ihnen etwas nicht  nau. Vor ihm haben auch schon be-
           gelingt, wenn es Streit gibt oder wenn  rühmte Philosophen und Gelehrte
           es ihnen schlecht geht. Der Staat, das  darüber nachgedacht, wie man das
           sind dann immer andere, Politiker,  Zusammenleben in einem Staat am
           Machthaber, Leute, an die man nicht  besten und gerechtesten organisieren
           herankommt. Viele kommen gar  könnte. Der Grieche Platon zum Bei-
           nicht auf die Idee, dass der Staat et-  spiel, der Italiener Niccolò Macchia-
           was mit uns allen zu tun haben könn-  velli oder der Engländer Thomas Mo-
           te. Er ist nämlich schlichtweg die  rus. Im Laufe der Geschichte haben
           Form, in der wir, meist Angehörige  sich Formen entwickelt, die sich in
           einer Nation, unser Zusammenleben  der Praxis am zweckmäßigsten er-
           organisieren.                     wiesen haben. Die Staatsform der
                                             Demokratie, also der Volksherr-
           Einer, der von den Klagen und den  schaft, gehört dazu. Wir leben in ei-
           Wünschen der Staats-Bürger ein Lied  ner solchen Demokratie.
           singen könnte, ist der bis April 2008
           amtierende sächsische Ministerpräsi-  Nun ist der Staat gar nicht so allge-
           dent Georg Milbradt. Gesungen hat  genwärtig im täglichen Leben, wie
           er nicht, das liegt ihm nicht so, aber  manche  Leute schimpfen. In  einer
           für die Kinder-Kommilitonen ein-  Situation denkt aber bestimmt je-



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