Page 3 - TUD Kinder-Universität - Band 4
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Wie kam Diogenes ins Fass?
Prof. Dr. Christian Mueller-Goldingen, Altphilologe und Philosoph an der TU Dresden
hat? Manche beschäftigen
sich intensiv mit solch
drängenden Fragen und
machen gar einen Beruf
daraus, die meisten finden
ihre Antworten eher bei-
läufig.
Dabei ist Philosophieren
gar keine trockene oder
gar weltfremde Angele-
Philosophen sind Spinner. Sie haben genheit, findet Professor Mueller-
viele Falten im Gesicht, starren aufs Goldingen. Er kennt sich in der
Meer hinaus oder sitzen an dunklen Sprache und im Denken der Antike
Schreibtischen, tun ab und zu einen gut aus, also in der Zeit der alten
Seufzer und sind zu nichts nutze. Vor Griechen und Römer, als die ersten
langer Zeit im alten Griechenland uns bekannten Philosophen auf-
hausten sie gar in Fässern und träum- tauchten. Und er sieht viele Anzei-
ten den ganzen Tag! Wofür brauchen chen dafür, dass Philosophie nicht
wir sie überhaupt? Sollen arbeiten nur eine Sache alter Männer ist, son-
wie wir! dern zunehmend auch für Kinder
interessant wird. Richtig berühmt
So denken tatsächlich viele Leute. ist zum Beispiel das Buch „Sophies
Bis heute. Für sie zählt nur, was mit Welt“ von Jostein Gaarder gewor-
den Händen greifbar entsteht. Doch den. Und vor zehn Jahren erschien
jeder von uns muss ein bisschen Phi- das Buch „Philosophieren mit Kin-
losoph sein und ist es letztlich auch. dern“ des Philosophieprofessors Ek-
Denn jeder muss auf seine Weise, kehard Martens. Philosophieren hat
laut oder leise, einige entscheidende ja auch etwas mit dem zu tun, was
Fragen seines Lebens beantworten: Kinder am liebsten machen: Spie-
Wo kommen wir her, wo gehen wir len! Spielen mit Gedanken, Spielen
hin, wie sollen wir leben? Was hält mit der Sprache, die solche Überle-
die Welt im Innersten zusammen, gungen ausdrückt, das Erkennen
wie es der Dichter Goethe formuliert von Spielregeln.
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