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Jahresbericht 2021


























               Abb. 3: Funktionsdemonstrator: Zweiteiliger adaptiver FKV-Mechanismus für gekoppelte Greif- und Bewegungsvor-
               gänge in mehrerer Stellpositionen. / Function demonstrator: Two-part adaptive FRP mechanism for coupled gripping and
               movement processes in multiple positions.


               Dazu  werden  funktionsangepasste,  textilbasierte   integriert und gleichzeitig über die Manipulation der
               Aktoren auf Basis von drahtförmigen Formgedächt-  Einbindungsart eine anforderungsgerechte effektive
               nislegierungen (FGL) simulationsgestützt ausgelegt.   Kraftübertragung erreicht wird.
               Zur Realisierung definierter Verformungsarten mit
               hohen Freiheitsgraden der resultierenden Deforma-  Die erzielten maximalen Verformungen für die adap-
               tion erfolgt die bindungstechnische Modellierung   tiven duroplastischen FKV-Typen mit textilbasierten
               zur gezielten Einbindung und Anordnung der aktori-  Festkörpergelenken betragen 38 % (bezogen auf die
               schen Komponenten in mehrlagig aufgebauten Ver-  Bauteillänge) und liegen deutlich über dem vorhe-
               stärkungsstrukturen mit Gradienteneigenschaften.   rigen Stand der Technik und Forschung bei derar-
               Grundlage dafür bildet die Weiterentwicklung ver-  tigen Bauteilen. Ebenfalls konnte für die adaptiven
               fügbarer Algorithmen für die mechanische Model-  FKV im Regelbetrieb eine hohe Stellpräzision (Diffe-
               lierung und die Simulation der Verformungsgrade   renz zwischen Soll- und Ist-Wert im eingeschwunge-
               der funktionalisierten textilen Verstärkungsstruktu-  nen Zustand < 0,1 mm) ermittelt werden. Im Lang-
               ren mit lokalen Eigenschaften auf der Mesoebene   zeitversuch wurde eine sehr gute Langzeitstabilität
               unter Beachtung des aktorischen Effekts.        der adaptiven FKV für eine Zykluszahl bis mindestens
                                                               10  ermittelt. Der Funktionsnachweis wurde exemp-
                                                                  5
                                                               larisch an Funktionsdemonstratoren (u. a. Adaptiver
               Textilbasierte Sensor-Aktor-Netzwerke für       FKV-Mechanismus für gekoppelte Greif- und Bewe-
               hochpräzise In-Situ-Mechanismen in FKV          gungsvorgänge – siehe Abb. 3) aufgezeigt [5]. Die
               (TexSAN)                                        hierfür  erarbeitete  simulationsgestützte  Auslege-
                                                               methodik und Fertigungstechnik lässt sich effizient
               Im Rahmen des IGF Projektes TexSAN (19832 BR)   auf andere praxisrelevante Anwendungsgebiete für
               wurden formvariable duroplastische FKV für hoch-  Serienanwendungen übertragen, z. B. in der Robo-
               präzise Stellbewegungen  entwickelt  und erprobt.   tertechnik (Greifer, Gelenkarme), der Medizintechnik
               Hierfür wurden gekoppelte Regelkreise in derartige   (aktiv steuerbare Prothesen und Orthesen) und dem
               textilverstärkten  Composites,  bestehend  aus  ver-  Automobilbau (Blattfedern, Drosselklappen).
               bundkompatiblen fadenförmigen Aktoren und Sen-
               soren, webtechnisch integriert, intelligent miteinan-  Entwicklung von Textilstrukturen mit
               der verschaltet und regelungstechnisch angesteuert.   materialintrinsischem Formänderungs-
               Die adaptiv/aktorischen Eigenschaften der FKV wur-
               den auch hier durch den gezielten Einsatz von Akto-  vermögen für die regenerative Medizin
               ren aus FGL mit textilem Charakter in Hybridkonst-  (TexMedActor)
               ruktion erreicht. Die Erfassung der Ist-Postion erfolgt   Formveränderliche Strukturen und Implantate, die
               über strukturell  integrierte  In-Situ-Sensoren  (auf   sich in vivo an Defekte anpassen oder ihre Ziel-
               Basis von Isaohm-Drähten) und ermöglicht somit   geometrie formen, sind äußerst vielversprechend
               die angestrebte hochpräzise Bewegungsregelung.   für neuartige, patientenangepasste Therapien. Sie
               Als Flächenbildungsverfahren wurde die Mehrlagen-  ermöglichen minimalinvasive Behandlungen und
               webtechnik eingesetzt, mit der die textilen Sensor-   verringern damit einerseits operative Risiken und
               und Aktornetzwerke variabel und hochautomatisiert   beschleunigen andererseits den Heilungsprozess









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