Page 11 - ITM Jahresbericht 2021
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Aktuelle Forschung – Professur für Textiltechnik




























            Abb. 2: Schematische Darstellung der Herstellung von Chitin und Chitosan aus Biomasse / Flowchart of the production
            of chitin and chitosan from biomass
            ter Form kann das Biopolymer an seinen funktionel-
            len Gruppen mit zahlreichen anderen Verbindungen
            zur Reaktion gebracht und die erzeugten viskosen
            Lösungen bspw. zu (Nano-)Fasern [4] oder Endlosfi-
            lamenten [5] verarbeitet werden. Durch zusätzliche
            chemische Modifizierungen, z. B. eine Vernetzungs-
            reaktion mit Glutardialdehyd, lassen sich die Mate-
            rialeigenschaften, wie Stabilität oder Wasserlöslich-
            keit, anwendungsspezifisch einstellen.
            Aufgrund der hohen Biokompatibilität, der Abbau-
            barkeit im menschlichen Körper sowie seines posi-  a
            tiven Einflusses auf die Wundheilung und Gewebe-
            regeneration ist Chitosan ein attraktives Biomaterial
            für zahlreiche Medizinprodukte sowie als Implan-
            tatmaterial (Scaffolds) für die regenerative Medizin.
            Durch die hohe strukturelle Ähnlichkeit mit den Bau-
            steinen der extrazellulären Matrix (Glykosaminoly-
            kane, GAG), die eine wichtige Rolle beim Knochen-
            wachstum spielen, sind Chitin und Chitosan für das
            Tissue Engineering von Knochengeweben prädesti-
            niert [6]. Faserbasierte Strukturen weisen dabei ein
            besonders großes Potenzial auf, da sie über eine
            große spezifische Oberfläche, einstellbare Porositä-
            ten und Poreninterkonnektivitäten verfügen, die das
            Anhaften und Wachstum von Zellen begünstigen.
            Darüber hinaus können textilbasierte Chitosanma-
            terialien aufgrund eines hohen Bindungsvermögens   b
            sowie einer ausgeprägten Affinität zur Komplexbil-
            dung mit Metallionen für zahlreiche Anwendungen   Abb. 3: Pilot-Lösungsmittelnassspinnanlage (a) und
            des technischen Bereichs eingesetzt werden, bspw.   Kolbenspinnanlage (b) des ITM / Solvent wet-spinning ma-
            Filtersysteme für die Abtrennung von Schwermetal-  chine (a) and piston solvent spinning machine (b) of the ITM
            len oder die Elimination von Farbstoffen aus Abwäs-
            sern der Textilindustrie [7, 8].                 und deren Einsatz als völlig neuartige Produkte für
                                                             die regenerative Medizin. Zur Chitosanfilamentgar-
            Chitosanfasern für Biomedizin und Tissue         nerspinnung wurde am ITM ein geeignetes Lösungs-
            Engineering                                      mittelnassspinnverfahren entwickelt [5]. Zur Entwick-
                                                             lung biokompatibler, textiltechnisch verarbeitbarer
            Forschungsarbeiten am ITM führen zu zahlreichen   Fasern  werden  eine,  speziell  in  Zusammenarbeit
            neuen Verfahrens- und Produktentwicklungen auf   mit  dem  Anlagenhersteller  FOURNÉ  konfigurier-
            Basis von Chitosan. In verschiedenen Forschungs-  te, Lösungsmittelnassspinnanlage im Pilotmaßstab
            projekten befasst sich das ITM interdisziplinär mit   sowie  eine  Kolbenspinnanlage  im  Labormaßstab
            der Entwicklung der Technologie zur Realisierung   genutzt (vgl. Abb. 3). Diese können zur Entwicklung
            von  maßgeschneiderten  Chitosanfilamentgarnen   von Chitosanmono- und Multifilamentgarnen unter-


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