Page 3 - TUD Kinder-Universität - Band 3
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Warum brauchen wir einen Staat?
Prof. Dr. Georg Milbradt, ehemaliger Ministerpräsident von Sachsen
Nein, dieser Staat, habt ihr vielleicht mal die wichtigsten Dinge zusam-
auch eure Eltern schon einmal kla- mengefasst, die einen Staat ausma-
gen hören, er kassiert so viele Steu- chen. Schließlich stand er sechs Jahre
ern, er mischt sich in alles ein, er wird lang an der Spitze des Freistaates
von Unfähigen regiert. Andererseits Sachsen und kennt die unterschiedli-
rufen die Leute wieder schnell nach chen Erwartungen an den Staat ge-
dem Staat, wenn ihnen etwas nicht nau. Vor ihm haben auch schon be-
gelingt, wenn es Streit gibt oder wenn rühmte Philosophen und Gelehrte
es ihnen schlecht geht. Der Staat, das darüber nachgedacht, wie man das
sind dann immer andere, Politiker, Zusammenleben in einem Staat am
Machthaber, Leute, an die man nicht besten und gerechtesten organisieren
herankommt. Viele kommen gar könnte. Der Grieche Platon zum Bei-
nicht auf die Idee, dass der Staat et- spiel, der Italiener Niccolò Macchia-
was mit uns allen zu tun haben könn- velli oder der Engländer Thomas Mo-
te. Er ist nämlich schlichtweg die rus. Im Laufe der Geschichte haben
Form, in der wir, meist Angehörige sich Formen entwickelt, die sich in
einer Nation, unser Zusammenleben der Praxis am zweckmäßigsten er-
organisieren. wiesen haben. Die Staatsform der
Demokratie, also der Volksherr-
Einer, der von den Klagen und den schaft, gehört dazu. Wir leben in ei-
Wünschen der Staats-Bürger ein Lied ner solchen Demokratie.
singen könnte, ist der bis April 2008
amtierende sächsische Ministerpräsi- Nun ist der Staat gar nicht so allge-
dent Georg Milbradt. Gesungen hat genwärtig im täglichen Leben, wie
er nicht, das liegt ihm nicht so, aber manche Leute schimpfen. In einer
für die Kinder-Kommilitonen ein- Situation denkt aber bestimmt je-
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