Page 6 - TUD Kinder-Universität - Band 3
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Warum brauchen wir einen Staat?

          Manche Kinder meinen, das mache  Das wäre mühsam und sehr unprak-
          die Bundeskanzlerin, Frau Merkel.  tisch, zumal dann, wenn alle noch
          Aber diese Zeiten sind vorbei, wo ein  reden wollten. Deshalb werden Ge-
          Fürst oder ein König nach seiner  setze  und Regeln in überschaubaren
          Willkür das Recht bestimmen konn-  Versammlungen beschlossen. Solche
          te. „L´ État c´est moi“, hat der franzö-  Parlamente gibt es auf den verschie-
          sische König Ludwig XIV. gesagt,  densten Ebenen. Es beginnt beim
          „der Staat, das bin ich!“.       Gemeinderat oder dem Stadtrat und
                                           setzt sich beim Kreistag eines Land-
          Wenn  sich  alle  an  Gesetze  halten  kreises fort. Ein Bundesland hat ei-
          müssen, dann sollten sie auch von  nen Landtag, und Entscheidungen
          möglichst vielen beschlossen werden.  für die gesamte Bundesrepublik trifft
          Das ist ein Prinzip der Demokratie,  der Bundestag. Für alle gilt, dass dort
          also der Volksherrschaft. Nun könn-  Abgeordnete  stellvertretend  für  uns
          te man das so machen, wie es in  ei-  alle  sprechen  und  abstimmen.  Sie
          nigen Kantonen, also den Bezirken  werden von den Bürgern gewählt, die
          der Schweiz heute noch geschieht.  sie vertreten sollen. Das ist im Grun-
          Vielleicht drei Mal im Jahr versam-  de nicht anders, als wenn ihr einen
          meln sich möglichst alle Bürger auf  Klassensprecher wählt, der eure Inte-
          dem Marktplatz, und dann wird di-  ressen in der Schulkonferenz vertritt.
          rekt über einen Gesetzesvorschlag  Im  sächsischen  Landtag  sitzen  der-
          abgestimmt. Professor Milbradt hat  zeit 124 Abgeordnete. Rein rechne-
          ausrechnen  lassen, welchen Platz  risch vertritt ein Landtagsabgeordne-
          man brauchen würde, um alle rund  ter also 28 000 Bürger.
          dreieinhalb Millionen erwachsenen
          und damit wahlberechtigten Sachsen  Die Parlamente, die Versammlungen
          so zusammenzutrommeln. 200 Fuß-  der gewählten Volksvertreter, nennt
          ballfelder wären nötig oder, wenn  man die erste Gewalt im Staat. Das
          man sich in geschlossenen Räumen  Fremdwort dafür lautet Legislative –
          treffen wollte, 3500 Hörsäle der Grö-  da steckt das lateinische Wort für
          ße des Hörsaalzentrums der Techni-  Gesetz drin. Die zweite Gewalt bil-
          schen Universität Dresden, wohin  den diejenigen, die Gesetze ausfüh-
          auch die Dresdner Kinderstudenten  ren und Beschlüsse der ersten Gewalt
          strömen.                         praktisch umsetzen. Das ist die Exe-



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