Page 4 - TUD Kinder-Universität - Band 3
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Warum brauchen wir einen Staat?
der sofort an den Staat: den Schutz einer großen
Wenn uns nämlich ein Mehrheit gegenüber Ein-
Polizist begegnet, viel- zelnen, die bewusst oder
leicht Personalausweis unbewusst andere ge-
und Führerschein sehen fährden.
will oder wir gar auf das
Polizeirevier bestellt Nur der Staat darf mit
werden. „Zur Klärung Hilfe seiner Polizei in
eines Sachverhalts“ heißt Konfliktfällen eingrei-
es meist in der Einla- fen. Man nennt das auch
dung, und das kann al- das Gewaltmonopol des
les Mögliche bedeuten. Staates. In dieser Hin-
Vor Polizisten haben wir sicht kann man die Schu-
unwillkürlich Respekt. le mit einem kleinen
Hinter ihnen steht eine Staat vergleichen. Die
Macht – die Staatsmacht. In deren Pausenaufsicht auf dem Hof führen
Namen kann die Polizei etwas ver- nur Lehrer oder große Schüler mit
langen und etwas durchsetzen. Für Autorität. Anerkannte Streitschlich-
einige kann das auch Zwang bedeu- ter unter den Schülern bemühen sich
ten, wenn sie sich nicht fügen wol- um Frieden und Ausgleich, wenn es
len. kracht. Wenn jeder meinte, er könne
durchsetzen, was er für Recht hält,
Die Polizei tut das in der Regel aber hätten wir bald das Chaos. Die Men-
nicht, um Stärke und Macht zu de- schen würden sich gegenseitig an die
monstrieren. Wenn uns eine Tasche Gurgel gehen wie Wölfe, wir hätten
oder gar ein Auto gestohlen wird, ru- die sogenannte Wolfsgesellschaft mit
fen wir ja auch nach der Polizei. Sie dem Kampf aller gegen alle. „Homo
soll, ja muss Verbrechen aufklären. homini lupus“ hat das auf Lateinisch
Sie muss Fußballfans oder wilde De- der römische Komödiendichter Plau-
monstranten im Zaum halten. Sie tus genannt – der Mensch ist dem
muss Raser kontrollieren, damit Kin- Menschen ein Wolf. Bekannter ist
der auf ihrem Schulweg nicht zu das Zitat durch den im 17. Jahrhun-
Schaden kommen. Es geht, kurz ge- dert lebenden englischen Staatsphi-
sagt, um den Schutz der Bürger. Um losophen Thomas Hobbes geworden.
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