Page 6 - Forschungsbericht 2021 - Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik
P. 6
Das Jahr 2022
© PantherMedia / Olivier26
Neutralleichtbau – Eine Idee mit Folgen
Leichtbau ist seit langem ein wichtiger Impulsgeber für Umweltauswirkungen technischer Strukturen. Ressour-
ein ressourcenschonendes und zugleich wettbewerbsfä- censchonung ist somit ein konstituierendes Element des
higes Wirtschaften. So titelte bereits 2010 das Dresdner- Dresdner Leichtbaus und sowohl konzeptionell als auch
Leichtbausymposium: „Nachhaltigkeit als Innovations- methodisch fest verankert.
treiber im effizienten Systemleichtbau“. Die damals for-
mulierte Vision nimmt die heute omnipräsente Forde- Während die drei etablierten Designansätze im Leichtbau
rung nach einem Einklang von Technologie, Ökonomie (Spar-, Effizienz- und Zweckleichtbau) hauptsächlich tech-
und Ökologie auffallend vorweg. Die Anwendung von nische und wirtschaftliche Produktanforderungen adres-
Leichtbauprinzipien zur Überwindung von Ressourcen- sieren, braucht es heute neue ganzheitliche Lösungen,
knappheit ist aber kein neuer Ansatz. Ihre Notwendigkeit um Wachstum, Umweltschutz und Ressourcenschonung
wird vielmehr immer dann evident, wenn die Rohstoff- in ein Gleichgewicht zu bringen. Denn umweltrelevante
versorgung instabil ist oder Ressourcen knapp werden. Aspekte werden in diesen klassischen drei Ansätzen nur
Bereits 1988 postulierte eine Publikation aus unserem indirekt berücksichtigt, zum Beispiel wenn Kosteneinspa-
Haus die Notwendigkeit eines „sparsamen Umgang mit rungen en passant ökologische Vorteile bieten. Insbeson-
Ressourcen und Werkstoffen und den rationellen Ein- dere das Denken in Produktkreisläufen und die gezielte
satz von Energie“, die „Wiederverwendung“ und „Re- lebenszyklusübergreifende Gestaltung der Umweltaus-
generation des Produkts oder Bauteils“ und hub dabei wirkungen von Leichtbaustrukturen und -systemen sind
explizit auch schon die besondere „Verantwortung des dort nicht verankert.
Konstrukteurs“ hervor (Knauer, 1988). Im folgenden Jahr-
zehnt wurde durch Prof. Hufenbach das Dresdner Modell Um die Ziele der internationalen Klimavereinbarungen
„Funktionsintegrativer Systemleichtbau in Multi-Material- und des europäischen Green New Deals tatsächlich zu
Design“ zu einem auch global beachteten Benchmark im erreichen, ist es entscheidend, umweltrelevante Aspekte
Leichtbau. Ein wesentlicher Bestandteil dieses 1995 for- gleichermaßen und konsequent in den Fokus der For-
mulierten Gestaltungsansatzes ist – neben klassischen schungs- und Entwicklungsprozesse zu rücken. Gefordert
technischen und ökonomischen Kriterien wie Sicherheit, ist deshalb ein neuer (vierter) Designansatz für techni-
Fertigung, Kosten und Qualität – auch die Beachtung der sche Strukturen mit dem Ziel, eine Beeinträchtigung der
6