Page 9 - Forschungsbericht 2021 - Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik
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Internationaler Wissenschaftsaustausch zu maßgeschneider-
ten Kohlenstofffasern auf Basis nachwachsender Rohstoffe
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Eindrücke des 2. Internationalen Kolloquium für maßgeschneiderte Kohlenstofffasern: Prof. Dr. Hubert Jäger bei der Eröffnung der Kon-
ferenz (links), Dr. Iris Kruppke bei der Vorstellung des RCCF Saxony (in der Mitte) und Dr. Thomas Behnisch bei der Moderation der Young
Scientist Session (rechts)
Die Kohlenstofffaserforschung und insbesondere die speziell diese Zusammenhänge motivierten vor allem drei
Entwicklung von Kohlenstofffasern aus nachwachsen- präsentierte Vorträge: Frau Dr. Celia Mercader (CANOE,
den Rohstoffen ist von großer Industrierelevanz. Bei den Frankreich) erörterte die Herstellung preiswerter Kohlen-
meisten Composite- und Textil-Konferenzen wird dieses stofffasern aus Cellulose (Low cost carbon fibres from cel-
Forschungsgebiet allerdings nur am Rande mit wenigen lulosic precursors: spinning and carbonization at pilot scale),
Einzelvorträgen behandelt. Um diese Lücke zu füllen, ver- Herrn Dr. Christoph Unterweger (Wood K+, Österreich)
anstalteten das ILK und das Institut für Textilmaschinen die Prozessoptimierung cellulose-basierter Kohlenstoff-
und Textile Hochleistungswerkstofftechnik (ITM) der TU fasern (Cellulose-Based Carbon Fibres: Process Optimization
Dresden bereits 2018 das Internationale Dresdner Kollo- and Fibre Properties) und Herrn Dr. Nikals Garoff (Stora
quium zu maßgeschneiderten Kohlenstofffasern: 1 Dres- Enso, Schweden) sprach zur Nutzung von Lignin aus Na-
st
den International Colloquium on Tailored Carbon Fibres. delhölzern für die zukünftigen Kohlenstoffasern (Carbon
Fibre – What a Tree Can Do). Auf der Konferenz wurden
2021 wurde das Veranstaltungsformat wieder aufgegrif- die hochkomplexen Mechanismen der Strukturbildung
fen und das zweite internationale Kolloquium mit Fokus bei der Faserherstellung und die skalenübergreifenden
auf Entwicklung und Herstellung eigenschaftsangepass- Prozessparameter-Struktur-Eigenschafts-Beziehungen
ter Kohlenstofffasern organisiert. Bedingt durch die Co- gezielt thematisiert und interdisziplinär diskutiert.
vid-19-Situation fand das zweite Dresden International
Colloquium on Tailored Carbon Fibres im Juni in digitaler Das Fazit nach zwei spannenden Konferenztagen: Welt-
Form statt. Die Schwerpunkte lagen diesmal auf den weit werden mit großem Interesse Forschungsansätze
Themen „Kohlenstofffasern aus nachwachsenden Roh- zur (weiteren) Optimierung und Effizienzsteigerung des
stoffen und der Prozessoptimierung“ sowie „Multifunk- Herstellungsprozesses von Kohlenstofffasern verfolgt.
tionalen Kohlenstofffasern“. Diese wurden jeweils in einer Das wichtigste Signal der Veranstaltung: Der gemeinsame
Session behandelt. Abgerundet wurde die Konferenz mit Forschungswille zur Entwicklung multifunktionaler, vor al-
einer dritten Session für Nachwuchswissenschaftler:in- lem aber nachhaltiger Kohlenstofffasern.
nen (Young Scientist Session), die zahlreiche, kürzlich ab-
geschlossene oder weit fortgeschrittene Promotionen
aus dem Bereich der Kohlenstofffaserforschung vorstel- Kontakt Dr.-Ing. Thomas Behnisch
len durften. Durch die insgesamt 50 Teilnehmer:innen +49 351 463 42503
wurden bei dem Kolloquium international führende For- ✉ thomas.behnisch@tu-dresden.de
schungseinrichtungen wie beispielsweise Korea Institute
of Science and Technology (KIST) – Südkorea, Technische Organisation Institut Für Textilmaschinen und Textile
Hochschule Georgia (Georgia Tech) – USA, Carbon Nexus Hochleistungswerkstofftechnik (ITM) und
– Australien oder Technological Center CANOE – Frank- ILK der TU Dresden
reich vertreten.
Finanzierung Gefördert durch
Die Herstellung von Kohlenstofffasern aus erneuerbaren,
lignin- oder cellulose-basierten Precursoren erfordert ge-
genüber den klassischen PAN-basierten Ausgangsstoffen Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
eine veränderte Prozessführung bei der Stabilisierung,
Carbonisierung, Graphitisierung und Oberflächenfunk-
tionalisierung. Nicht nur das gemeinsame Interesse an TU Dresden: Flexible Förderlinie im
der Entwicklung nachhaltiger Kohlenstofffasern, sondern Förderprogramm „Internationalisierung“
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