Page 54 - ITM Jahresbericht 2022
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Jahresbericht 2022





               Struktur- und Prozesssimulation am ITM
               Structure and Process Simulation at ITM



      •   Struktursimulation textiler Strukturen auf der Mikro-, Meso- und Makroebene für Anwendungen u. a.
          in Medizintextilien, Faserverbundstrukturen, Betonbewehrungen oder Textilmembranen / Structural
          simulation of textile structures on the micro-, meso- and macro-scale for applications in medical textiles, fibre-
          reinforced composite structures, concrete reinforcements or textile membranes
      •   Prozesssimulation textiler Fertigungsprozesse, z. B. Webprozesssimulation/ Process simulation of textile
          manufacturing processes, e.g. weaving process simulation
      •   Aufbereitung der Ausgangsinformation für weitere Strukturanalyse des Verbund- oder Betonbauteils/
          Preparation of the input information for further structural analysis of the composite or concrete component


               Das ITM ist in den Bereichen numerische Modellie-  Im IGF-Projekt „Tailored 3D-Weaves“ werden simu-
               rung und Simulation von textilen Halbzeugen und   lationsgestützt  Strukturen  und  Technologien  zur
               textilverstärkten Verbundwerkstoffen sowie textilen   verschnittfreien  Herstellung  gewebter,  endkon-
               Fertigungsprozessen aktiv. Es wurden und werden   turgerechter 3D-Preformen mit komplexer Kontur
               zahlreiche Projekte durch numerische Modellierung   aus Hochleistungsfasern hoher Feinheit für Faser-
               unterstützt und Modelle auf verschiedenen Skalen   verbundbauteile  entwickelt.  Bei  der  im  Projekt
               vom Garn, über das textile Halbzeug bis zum Ver-  umgesetzten Kettfadenanordnung mittels Doppel-
               bundwerkstoff erfolgreich entwickelt, validiert und   flachstahllitzen liegen die Kettfäden senkrecht über-
               angewendet. Einige aktuelle Projekte seien hier stell-  einander, wodurch dicke Gewebe schädigungsarm
               vertretend vorgestellt.                         gefertigt werden können. Um die Fadenzugkräfte zu
                                                               ermitteln, wird der Webvorgang in einem Prozess-
               Einer der begrenzenden Faktoren für die Drapier-  modell  abgebildet. Dazu  werden  die Gewebebin-
               barkeit von Textilien ist die Dehnbarkeit der Endlos-  dungen in ein Mesoskalen-Modell transferiert und
               fasern, weshalb das Drapieren von Textilhalbzeu-  die relevanten Maschinenteile (Webblatt und Litzen)
               gen für komplexe Geometrien fehleranfällig ist. Im   modelliert. Es werden sowohl gleiche Bindungen mit
               von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)   unterschiedlichen Fadenspannungen als auch unter-
               geförderten Projekt „Analyse der Verformungsme-  schiedliche Bindungen simuliert.
               chanismen von Geweben auf Basis von rCF-Stapel-
               fasergarnen für duroplastische Verbundanwendun-
               gen“ werden aus rCF-Stapelfasern Garne entwickelt,
               die in duroplastischen Faser-Kunststoff-Verbunden
               (FKV) zum Einsatz kommen sollen. Die entwickelten
               friktionsgesponnenen Garne weisen aufgrund von
               Gleitmechanismen zwischen den Fasern deutlich
               höhere Garndehnungen auf. Es werden mikrome-
               chanische Finite-Elemente-Modelle der Garne mit
               Hilfe von Balkenelementen erstellt. Die Monte-Carlo-
               Methode wird verwendet, um lokale Variabilitäten in
               den Garnen zu modellieren. Die Modelle werden ver-
               wendet, um das Garnverhalten unter Verformung zu
               simulieren und den Einfluss verschiedener Prozess-
               parameter zu untersuchen. Für das Zugverhalten   Web-Prozesssimulation für ein Mehrlagengewebe/
               der Garne wird dabei eine gute Korrelation erzielt.   Weaving process simulation of a multilayer woven fabric
               Später werden Gewebe aus diesen Garnen herge-
               stellt und Mesoskalen-Modelle erstellt, um das Dra-  Im IGF-Projekt „Partiell fließfähige 2D-Textilstruktu-
               pierverhalten daraus hergestellter Gewebe zu ana-  ren“ werden funktionalisierte Hybridgare auf Sta-
               lysieren.                                       pelfaser- und Endlosfilamentbasis und daraus her-
                                                               stellbare,  partiell  fließfähige  2D-Textilstrukturen
                                                               entwickelt. Daraus werden dann direkt thermoplas-
                                                               tische  FKV-Bauteile  gefertigt.  Zur  Simulation  der
                                                               Strukturen wurde ein FEM-Modell entwickelt. Für
                                                               die Matrix wurde ein elastisch-plastisches Material-
                                                               modell implementiert. In Anlehnung an experimen-
                                                               telle  Daten  aus  3-Punkt-Biegevesuchen  von  kon-
               Spannungen in den Fasern eines rCF DREF-Garns /    solidierten  Proben  wurde  die  Bruchdehnung  der
               Stresses within the fibers of an rCF DREF yarn  Verstärkungsfäden so kalibriert, dass die Kraft-Ver-
                                                               formungs-Kurven zwischen Experiment und Simula-


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