Page 20 - ILK Forschungsbericht 2020
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Promotion Dr.-Ing. Maximilian Schadhauser


               Spritzgießverfahren mit Endlosfasereinzug –

               Technologie, Modellbildung und Modellvalidierung


               Betreuender Hochschullehrer:  Prof. Dr.-Ing. Niels Modler



               Getrieben durch den Kostendruck internationaler Märkte,   einhergeht und somit auch bei der Herstellung von Bau-
               die Energiewende und die Verknappung von Ressourcen   teilen mit geringer Masse rentabel eingesetzt werden
               besteht bei der Herstellung langfaserverstärkter thermo-  kann (SE-Verfahren). Ein charakteristisches Merkmal des
               plastischer Kunststoffteile ein ausgeprägtes Interesse an   SE-Verfahrens besteht darin, dass die Faserkomponente
               kostengünstigeren und nachhaltigeren Alternativen zu   in Form endloser Rovings direkt in eine Spritzgießplasti-
               bestehenden Fertigungsverfahren. Derartige alternative   fiziereinheit eingebracht wird. Dadurch entfällt die Not-
               Fertigungsverfahren können beispielsweise Direktverar-  wendigkeit eines vorgeschalteten Plastifizierextruders,
               beitungsverfahren sein. Ein Direktverarbeitungsverfahren   jedoch ergeben sich daraus auch Schwierigkeiten in Be-
               zeichnet sich dadurch aus, dass die üblicherweise separat   zug auf die Faserimprägnierung, die Faserlängenstruktur
               ablaufenden Schritte der Materialcompoundierung und   und die homogene Verteilung der Fasern im Bauteil. Zur
               des Urformens zu einem einzigen Prozessschritt zusam-  Überwindung dieser Schwierigkeiten wird im Rahmen des
               mengeführt werden. Dies führt beispielsweise dazu, dass   SE-Verfahrens auf neuartige Maßnahmen und Anlagen-
               der verarbeitete Kunststoff nur einmal aufgeschmolzen   komponenten zurückgegriffen.
               werden muss. In der Folge können verfahrensbedingt an-
               fallende Kosten und CO2-Emissionen gesenkt werden.   Der wissenschaftliche Kern der vorliegenden Arbeit be-
               Diese Einsparpotenziale korrelieren dabei mit dem Ma-  steht in der Gewinnung neuer Erkenntnisse über Teilpro-
               terialdurchsatz: je mehr Kunststoff verarbeitet wird, umso   zesse des SE-Verfahrens. Konkret wurden in Anlehnung
               mehr Kosten können eingespart werden. Den verfahrens-  an die oben genannten Schwierigkeiten die Themenkom-
               bedingten Einsparpotenzialen stehen jedoch meist hohe   plexe Imprägnierung, Faserschnitt und Homogenisierung
               Kosten für eine vergleichsweise komplexe Anlagentech-  untersucht. Zudem wurden Phänomene in Bezug auf die
               nik gegenüber. Insbesondere bei Kunststoffbauteilen mit   Förderung und Aufbereitung des Plastifikats analysiert
               geringer Masse tritt das kumulierte Einsparpotenzial (d.h.   (vgl. Abb.). Die Untersuchung erfolgte zunächst im Rah-
               die Differenz aus den verfahrensbedingten Einsparpoten-  men einer theoretischen Annäherung durch Modellbil-
               zialen und den Anlagenmehrkosten) folglich nur dann zu   dung und Simulation. Dieser Herangehensweise wurden
               Tage, wenn die Kosten der Anlagentechnik entsprechend   experimentelle Untersuchungen gegenübergestellt, mit-
               gesenkt werden können.                           tels derer die Modelltheorie bewertet wurde. Abschlie-
                                                                ßend wurde das SE-Verfahren mit einem konventionellen
               Die  vorliegende  Arbeit  betrifft  ein  neues  Direktverar-  Verfahren  zur  Herstellung  langfaserverstärkter  Spritz-
               beitungsverfahren,  das  mit  geringen  Anlagenkosten   gießbauteile verglichen.


























                Fasertransport in einer Einschneckenplastifiziereinheit







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