Page 7 - TU Dresden - StuFoExpo 2024: Book of Abstracts
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Die Sprache der inneren Anteile
Eine Untersuchung der Stimmgrundfrequenz
Brunner, Lucie | lucie.brunner@mailbox.tu-dresden.de
Fakultät Psychologie, Technische Universität Dresden
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Jeder Mensch besitzt innere Anteile, die verschiedene Perspektiven und Facetten der eigenen Per-
sönlichkeit repräsentieren. Diese inneren Anteile wie beispielsweise das „Abenteuer-Ich“ oder der
„Familienmensch“ beeinflussen nicht nur unser Denken und Verhalten, sondern spielen auch eine
zentrale Rolle bei Entscheidungsprozessen. Sie bringen unterschiedliche innere Sichtweisen her-
vor, die durch eigene Wünsche, Werte und emotionale Ausdrucksweisen geprägt sind. Diese Studie
untersucht, ob sich die inneren Anteile nicht nur auf kognitiver Ebene manifestieren, sondern auch
physiologisch messbar sind.
Im Fokus stehen dabei Unterschiede in der emotionalen Aktivierung, einer Dimension von Emoti-
onalität. Da sich diese auf Stimmproduktionsmechanismen auswirkt, ist die Stimmgrundfrequenz
(f0), welche die hörbare Stimmhöhe reflektiert, ein guter Indikator. Das Ziel dieser Studie ist, zu
analysieren, inwiefern sich Unterschiede der emotionalen Aktivierung in der f0 widerspiegeln.
Dafür wurden Videos analysiert, in denen Proband:innen zu ihren inneren Anteilen interviewt wur-
den und sich emotional in diese hineinversetzen sollten. Die f0 wurde extrahiert und die mittlere
f0 (mean), der f0 Bereich (range) und die f0 Variabilität (variability) als Parameter verwendet. Mittels
Varianzanalyse wurden Unterschiede zwischen den inneren Anteilen je Parameter untersucht.
Die Effektstärken für die mittlere f0 sowie für die f0-Variabilität liegen an der Grenze zwischen klein MATHEMATIK UND NATURWISSENSCHAFTEN
und mittelgroß, während die Effektstärke für den f0-Bereich mittelgroß ist.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Stimmgrundfrequenz hinsichtlich Mittelwert, Bereich und Va-
riabilität zwischen inneren Anteilen unterscheidet, abhängig von der emotionalen Aktivierung. Dies
stärkt die Theorie der inneren Anteile, da messbare Unterschiede in der Emotionalität im Hinblick
auf die emotionale Aktivierung vorliegen. Außerdem könnte dies ein wichtiger Ansatzpunkt sein,
zu untersuchen, wie die Stimme als Komponente in der systemischen Therapie mit inneren Antei-
len genutzt werden kann.
Ergebnisse der statistischen Auswertung: Die ausgefüllten Punkte stellen die Effektstärken der einzelnen Personen
dar. Die umrandeten Kreise zeigen den Mittelwert der Effektstärken pro Parameter, und die Fehlerbalken geben das
95%-Konfidenzintervall dieses Mittelwerts an. Die gestrichelten Linien repräsentieren die Klassifikationsgrenzen für f: 0.1
= klein, 0.25 = mittel, 0.4 = groß (Cohen, 1988).
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